Fooks Nihil: Fooks Nihil -Albumreview

Fooks Nihil tauchen auf ihrem Debütalbum in die späten 60er-Jahre ein

Als regelmäßiger Besucher von Clubkonzerten im Rhein/Main-Gebiet kam man in den letzten Jahren kaum um einen Gig des Wiesbadener/Frankfurter Trios Fooks Nihil herum. Auch, ohne sich aktiv für den Besuch dieser Formation entschieden zu haben. Auf kleineren Indoor-Festivals traf man sie an, auf Geburtstagsfeiern renommierter und nun von der Pleite bedrohter Frankfurter Konzertveranstalter oder als Headliner in den kleinsten Clubs der Region. Dabei schmeichelten sich die drei mit Retro-Klängen in die Gehörgänge, die man vordergründig wegen der mangelnden Gitarrenhärte im Sound nicht mit den ubiquitär auftretenden Rockern in Verbindung bringt, die man sonst mit diesem Begriff assoziiert. Stehen bei den meisten langhaarigen Jungspunden im Karo- oder Flanellhemd breite Posen und die Liebe zu Black Sabbath oder Blue Cheer im Vordergrund, sind Fooks Nihil eher von Led Zeppelin beeindruckt – vor allem jedoch vom mehrstimmigen Gesang von zum Beispiel CSN&Y oder den Eagles.

Zwischen The Byrds und Sitar-Klängen

Fooks Nihil Cover Unique Records

Mit zehn Songs kann man nun in ihr Debütalbum eintauchen, nach einer bereits veröffentlichten Split-Platte mit der Wiesbadener Band Tempest Man. Zehn Songs, die Freunde der Musik der späteren 60er Jahre soundtechnisch nicht unbekannt erscheinen mögen, trotz aller Referenzen an die üblichen Verdächtigen jedoch im Hier und Jetzt stehen. Die Uptempo-Nummer „Tales“, die als Single ausgekoppelt wurde, kratzt dabei trotz leichtfüßigem Bass-Gitarren-Dialog nur an der Oberfläche  – das auf dem Album folgende „Lady From A Small Town“ fasziniert dynamisch noch weit mehr, mit hingebungsvollem Einzel- wie Chorgesang sowie relaxten Westküstengitarren. „Surface Of Things“ ist Byrds pur, „What’s Left“ addiert gekonnt, aber nicht aufdringlich eine Sitar zum Klang, noch psychedelischer wird es beim treibenden „Homeless“.

Fooks Nihil faszinieren live und auf auf Platte

„Wir machen das, worauf wie Bock haben!“ gab Drummer Max Schneider dem Journal Frankfurt 2018 zu Protokoll. Und das extrem gekonnt. Schneider ersetzte darüber hinaus 2016 Nicolai Hildebrandt bei Okta Logue an den Keys, auch Gitarrist Max Ramdohr hilft live bei denen manchmal aus.  Bei Okta Logue wie bei der Stammformation Fooks Nihil beherrschen die Akteure (neben den Max’s noch Florentin Wex am Bass) den mehrstimmigen Gesang, dass man voller Ehrfurcht wohlig erschauern mag – live klappt das immer vorzüglich, Fooks Nihil haben jedoch mit Hilfe von Christoph Müller (Suzan Köcher, Okta Logue) das Kunststück fertig gebracht, auch auf Platte beziehungsweise im Stream gleichermaßen zu faszinieren.

Eine würdige Visitenkarte einer herausragenden Formation, die nicht mit dem Holzhammer ins Bewusstsein knallt – einmal dort angekommen jedoch das Zeug hat, zu verweilen. Vielleicht klingen Fooks Nihil retro – auf keinen Fall ist deren Musik jedoch gestrig oder nur handwerklich etwas Besonderes. Ein Spagat, der den wenigsten gelingt und uns in diesem Fall ein wundervolles Album beschert hat. Augen auf, Fooks Nihil spielen auch unter Corona-Bedingungen großartige Konzerte. Empfehlung.

Das selbsbetitelte Debütalbum von Fooks Nihil erscheint am 09.10.2020 bei Unique Records / The Orchard. (Beitragsbild: Pressefoto)

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